CDU Kreisverband Oldenburg-Land

Die Telemedizin Ein Hausbesuch besonderer Art

Telemedizin und Versorgungsprojekt 116117


Die Gesundheit der Menschen ist eng mit der hausärztlichen Versorgung verbunden und nimmt in unser aller Leben einen besonderen Stellenwert ein. So stand im Frühjahr 2018 die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Lande im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung der Senioren-Union der CDU Kreisvereinigung Oldenburg-Land.
Vor dem Hintergrund, dass die Bereitschaft der Allgemeinmediziner sich außerhalb einer Stadt als Hausarzt oder Hausärztin niederzulassen abnimmt, anderseits aber auch der politische Wille nach einer guten medizinischen Versorgung der Menschen auf dem Lande im Raume steht, kommt dem neuen Zweig der ärztlichen Versorgung „der Telemedizin“ ein zukunftsweisender Stellenwert zu. Die Telemedizin wird bereits seit 2013 mit dem Offshore-Windpark ALPHA-VENTUS in der Nordsee praktiziert. Medizinische Notrufe aus dem Windpark landen in der Offshore Notfallleitstelle. Von hier aus werden die erforderlichen Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Die Offshore Notfallleitstelle hat einen gemeinsamen Sitz mit der Seenotleitung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger „DGzRS“. Neue Wege und Möglichkeiten sind auch für erkrankte Menschen auf dem Lande gefragt, auch sie benötigen an Wochenenden und Feiertagen medizinische Hilfe. Hier kommt dem neuen Zweig der ärztlichen Versorgung der Telemedizin eine große Bedeutung zu. Derzeit wird mit dem medizinischen „Versorgungsprojekt 116117“ in den Kommunen Ganderkesee, Wesermarsch und Delmenhorst die Telemedizin erprobt.
Um einmal etwas über die ersten Ergebnisse dieses Versorgungsprojektes 116117 zu hören, hat Herr Brauer von der Fachabteilung Forschung und Entwicklung der Johanniter in Niedersachsen einen interessanten Vortag bei der Senioren-Union gehalten. Im Sommer 2018 startete in den o.a. Kommunen mit Unterstützung des JUH Stedingen das Pilotvorhaben „Versorgungsprojekt 116117“. Wenn Patienten oder ihre Angehörigen von Freitag 21 Uhr bis Montag 07 Uhr den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 anrufen, werden sie mit der Telefonzentrale der Johanniter Unfallhilfe „JUH“ in Stedingen verbunden. Die Telemedizin-Zentrale der JUH ist rund um die Uhr mit entsprechenden Gesundheitsfachkräften besetzt, gleiches gilt auch für entsprechende Fachärzte im Klinikum Oldenburg.
Bei einem Anruf der Nummer 116117 bei der JUH in Stedingen, prüft eine examinierte Gesundheitsfachkraft ob ein Hausbesuch erforderlich ist oder eine fernmündliche Unterstützung/Hilfe ausreicht. Reicht dies nicht aus, findet ein sofortiger Hausbesuch mit einer ersten Diagnose durch eine Gesundheitsfachkraft statt. Ist ärztliche Unterstützung erforderlich, wird über eine telemedizinische Verbindung der Notfallmediziner im Klinikum Oldenburg hinzugezogen. Bei Bedarf kann eine Videoübertragung hergestellt werden, so dass sich der Arzt im Klinikum ein eigenes Bild vom Patienten machen kann. Durch den Einsatz examinierter Gesundheitsfachkräfte der Johanniter Unfall-Hilfe, ist auf jeden Fall eine qualitativ hochwertige Erstversorgung für die betreffenden Patienten sichergestellt.
In seinen Ausführungen stellte Herr Brauer auch fest, dass die Erfahrungen gezeigt haben, dass etwa 80% der Patienten zuhause geholfen werden kann. Für die betreffenden Patienten ist dies sicher sehr beruhigend, wenn sie die erforderliche Hilfe in den eigenen Wänden erhalten können und nicht in die „fremde“ Umgebung eines Krankenhauses müssen.
Ein weiterer positiver Effekt ist, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst sowie die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlastet werden und unnötige Fahrten vermieden werden können.
Die derzeitigen positiven Erfahrungen mit dem Versorgungsprojekt 116117 werden wohl nach einer gründlichen Auswertung und Bewertung den Eingang in die zukünftige Praxis zum Wohl der Patienten, der Rettungsdienste und der Ärzte finden.
Nicht nur im Bereich der medizinischen Versorgung wird die Telemedizin Einzug halten, sondern auch in der „Telepflege“. Der demografische Wandel sowie der steigende Bedarf an Pflegeleistungen, macht es erforderlich auch auf diesem Gebiet neue Wege zu beschreiten.
Die Telepflege soll zur Sicherstellung der pflegerischen und falls erforderlich, auch der medizinischen Erstversorgung dienen und dabei die pflegenden Angehörigen zuhause unterstützen.
Mittels elektronisch übermittelter Daten „Audio und Video“ an Pflegefachkräfte der JUH, erfolgt eine fachlich fundierte Unterstützung für die Angehörigen daheim, falls erforderlich erfolgt auch hier ein Hausbesuch.
Das Projekt „Telepflege“ wird in einer norddeutschen Region mit der JUH bis Sommer 2019 erprobt, danach ausgewertet und beurteilt.
Mit den Pilotprojekten „Telemedizin und Telepflege“ werden neue Wege zur Versorgung der Patienten sowie der Pflegebedürftigen beschritten und führen hoffentlich zu praktikablen Ergebnissen für die Menschen.
Finanziell wird dieses Modell „Telepflege“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfond „ESF“ gefördert. Ideell steht die Landesregierung mit Frau Ministerin Dr. Carola Reimann hinter diesem neuen Weg.
Günter Reise